D-Berlin I Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag und Verband der forschenden Pharma-Unternehmen hat eine Unternehmensbefragung vorgelegt, die Vor- und Nachteile des Standorts Deutschlands aufzeigt. An der Befragung im Mai und Juni 2021 haben 58 Pharma-Unternehmen teilgenommen.
Mit einem Umsatz von knapp 53 Mrd. Euro, rund 120.000 Beschäftigten (2019) und einem sehr hohen Forschungsbudget ist die Pharma-Industrie ein wichtiger Wirtschaftszweig in Deutschland. Andere Länder bieten mittlerweile bessere Rahmenbedingungen, weshalb der Spitzenplatz Deutschlands als „Weltapotheke“ gefährdet ist. Die aktuelle Unternehmensbefragung des DIHK und des Verbandes der forschenden Pharma-Unternehmen zeigt folgende Standortschwächen: Bürokratische Verwaltung und Mängel in der digitalen Infrastruktur, lange Planungs- und Genehmigungsverfahren und die Diskussion um den Patentschutz. Als Standortvorteile werden das qualifizierte Personal, das dichte Netz von Universitäten und Forschungseinrichtungen und die gute Vernetzung zwischen Unternehmen und Hochschulen genannt.
Vor kleine und mittlere Unternehmen mit bis zu 250 Beschäftigten wollen die bürokratischen Hürden abgebaut sehen (63%). Für 56% der Betriebe ist es wichtig, die dass die langen Planungs- und Genehmigungsverfahren reduziert werden und es weniger Behörden zur Arznei-Überwachung gibt. Die Hälfte der Unternehmen fordert einheitliche Verfahren für die klinische Forschung und einen geringeren Dokumentationsaufwand. Als Forschungsstandort für klinische Studien liegt Deutschland weltweit nur noch auf Platz 5 (früher: 2). Eine besondere Baustelle ist die digitale Infrastruktur: deren Verfügbarkeit bewerten die befragten Unternehmen nur mit „ausreichend“ im ländlichen Raum als unzureichend. Bund, Land und Kommunen sollten zusammen mit den Netzbetreibern gezielt aktiv werden. Das ist Voraussetzung für den raschen Austausch medizinischer Daten in der Forschung und medizinischen Behandlung. Schließlich geht es um gute Investitionsbedingungen für Forschung und Produktion: hier werden die steuerliche Forschungsförderung und das Wagnis- und Beteiligungskapital genannt. Der Patentschutz muss als zentraler Innovationstreiber langfristig gesichert sein.
Quelle: Deutschland wieder zur Apotheke der Welt machen. Unternehmensbefragung des DIHK und Verbandes der forschenden Pharmaunternehmen. Berlin, August 2021 (HIER)