Diagnostikbranche setzt auf Künstliche Intelligenz

Etwa 150 Fachleute aus 13 Ländern kamen bei der siebten Auflage der Diagnostics-4-Future Conference in Konstanz zusammen. Organisiert durch das Gesundheitsnetzwerk BioLAGO hat sich der jährliche Kongress zum wichtigen Branchentreffen für Fachleute aus Industrie, Forschung und Medizin im Bereich Diagnostik entwickelt. Zwei Tage diskutierten FachspezialistInnen aktuelle und künftige Bedarfe, präsentierten neueste Produkte und Lösungen. Zentrales Thema war die Nutzung von KI in der Erkennung von Krankheiten, zum Nachweis von Antibiotikaresistenz und mit Blick auf Nachhaltigkeit, sowohl in der Diagnostik selbst als auch in Klinik und Labor. Abgerundet wurde die Konferenz durch eine Messe.

Längst hat die Künstliche Intelligenz auch in der Diagnostik Einzug gehalten. Durch den Einsatz von KI können große Datenmengen aus Laborwerten, Bildgebungsverfahren oder Patientendaten effizient ausgewertet und interpretiert werden. Algorithmen und maschinelles Lernen unterstützen bereits heute beispielsweise bei der Erkennung von Tumoren oder Hautveränderungen. KI leistet damit einen aktiven Beitrag Diagnosen schneller und präziser zu stellen. Doch für viele Aufgaben und Fragestellungen fehlt es an Lösungen und auch das Zusammenspiel zwischen Mensch und intelligenter Software muss erlernt und etabliert werden, wie eine hochkarätig besetzte Diskussionsrunde mit Vertreterinnen und Vertretern aus Klinik, Wissenschaft und Wirtschaft deutlich machte. Michael Sahnau, Leiter der Sparte Gesundheit beim IT-Riesen Microsoft betonte, dass „KI zunehmend an Bedeutung in der tagtäglichen Versorgung gewinnt“, jedoch „der Mensch auch in Zukunft nicht ersetzbar sein wird“. Professor Markus Juchems, Chefarzt und Leiter der Radiologie an den Kliniken in Konstanz und Singen berichtete über bisherige Erfahrungen mit KI und verwies darauf, dass „MedizinerInnen möglichst früh in die Entwicklung neuer Technologien“ involviert werden sollten, um diese mit den Abläufen in der Klinik in Einklang zu bringen.

Antibiotikaresistenz schneller erkennen: KI hilft mit
Ein weiterer Schwerpunkt der Konferenz waren neue Verfahren zur schnellen Erkennung von Antibiotikaresistenzen, von Bakterien also, die unempfindlich gegenüber Antibiotika geworden sind. Antimikrobielle Resistenzen gehören laut EU-Kommission zu den drei größten Gesundheitsgefahren, die dringende Maßnahmen erfordern. Nach neuen Daten des Europäischen Zentrums für Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) sterben EU-weit jährlich 35.000 Menschen an Infektionen durch antibiotikaresistente Keime, mit zusätzlichen Gesundheitskosten in Höhe von 1,5 Mrd. Euro. Auch hier kann die KI helfen, Leben zu retten und Kosten zu senken: Michelle Bressan vom Institut für Medizinische Mikrobiologie an der Universität Zürich zeigte wie multimodale KI-Sprachmodelle, kombiniert mit Automatisierung bereits heute erfolgreich im Labor zum Einsatz kommen, um Resistenzen frühzeitig zu erkennen und die Therapie an den Erreger anzupassen.  

Effizienz und Nachhaltigkeit in der Diagnostik – aber wie?
Eine kritische Auseinandersetzung bot das Thema Überdiagnostik. Darunter versteht man nicht zwingend erforderliche medizinische Untersuchungen, welche häufig zur Absicherung durchgeführt werden, PatientInnen aber keinen Nutzen bringen, sondern u.U. sogar schaden können. Mit Alexandra Jønsson Roskilde University und John Brodersen Copenhagen University Hospital zeigten zwei führende Forschende auf diesem Gebiet Lösungen und Wege für eine effizientere, nachhaltigere Diagnostik auf. Zum Abschluss der Konferenz berichteten Dennis Göthlich vom Unispital Zürich sowie Frank Michel vom Pharma- und Chemieriesen Merck auf, wie mit einfachen Mitteln Prozesse in der Gesundheitsversorgung und -Industrie nachhaltiger gestaltet werden können um bspw. den Energieverbrauch zu senken.    

Konferenz am Bodensee ist international einzigartig
Neben diesen Zukunftsperspektiven bot der Kongress den anwesenden Fachleuten viel Raum zum persönlichen Austausch. Zum Auftakt gab es organisierte 1:1-Gespräche, bei denen sich die Teilnehmenden kennenlernen und über mögliche Kooperationen sprechen konnten. Zwischen den Vorträgen präsentierten Ausstellende ihre Produkte und Dienstleistungen für die Diagnostik. „Diagnostic-4-Future hat sich zur wichtigen Plattform der internationalen Diagnostik-Branche entwickelt. Die Kombination aller Sektoren innerhalb der Diagnostik mit klarem Fokus auf künftigen Bedürfnissen und Fragestellungen ist ein wesentliches Alleinstellungsmerkmal dieses Formats“, so Dr. Oliver Nolte, Vorstandsmitglied von BioLAGO und Leiter der Diagnostik am Institut für Medizinische Mikrobiologie an der Universität Zürich. An diesem Konzept möchte BioLAGO festhalten, die Vorbereitungen für die kommende Konferenz im Herbst 2026 laufen bereits. Zu den unterstützenden Industriepartnern gehörten in diesem Jahr Curida AS sowie GeSiM- Gesellschaft für Silizium-Mikrosysteme mbH.

Bilder

bei der siebten Ausgabe der Diagnostics-4-Future Conference kamen Expertinnen und Expertinnen aus der ganzen Welt zusammen, um die Zukunft der Diagnostik miteinander zu diskutieren ©BioLAGO/Neumann
Neben dem vielseitigen Vortragsprogramm überzeugte auch die abwechslungsreiche Industrieausstellung, auf der Diagnostik-Innovationen aus ganz Europa präsentiert wurden. ©BioLAGO/Neumann
Den Abschluss der Veranstaltung bildete die beliebte Pitch-Competition, bei der innovative Ideen für die Diagnostik der Zukunft vorgestellt und vom Publikum prämiert wurden. Auf dem Foto: die glücklichen Gewinner mit ihren Urkunden. ©BioLAGO/Neumann

Kontakt

BioLAGO e.V. - das Gesundheitsnetzwerk
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